(Ricardo,
05.4.2003)
Ihr denkt wohl, drei Telefone seien viel zu viel? Da kennt Ihr aber
Paraguay schlecht.
Vorgeschichte:
Whrend unseren ersten drei Jahre in Paraguay
hatten wir kein Telefon. (Das stimmt zwar nicht ganz, denn anfangs hatten
wir noch unser aus der Schweiz mitgenommenes Satellitentelefon. Die
Telefonrechnungen waren aber so horrend, dass wir dieses Unternehmen bald
einstellten.) Rosaleda liegt zu weit ab, so dass
keine Standleitung oder Natelverbindung vorhanden
war. Einzig im Hotel "Suiza" gab es ein
Telefon, das via 50 Meter hohen Turm ber Toledo
mit Neuland drahtlose Verbindung hatte. Aber oft fiel das Telefon aus, sei
es, dass ein technischer Defekt vorlag oder sei es, dass die Antelco
(jetzt Copaco), die staatliche paraguayische
Telefongesellschaft, wieder einmal schlampte.
Nun
sind wir umgezogen und an unserem neuen Wohnort sollte man mit einer 6 bis
8 Meter hohen Antenne das nchste Telefonnetz
drahtlos erreichen knnen. Wir bernahmen das Celular (Handy) von Sohn Gregor und irgendwo im Haus
hatten wir sogar gengend Empfangskapazitt,
um das Telefon zu betreiben. Das Telefon ist auf den privaten Anbieter "Personal"
programmiert. Eine renommierte Firma! Oder?
Damit
die Firma uns nicht mit fingierten oder von anderen Personen gefhrten Anrufen total bescheissen
knnte (man hrte da so
vieles), whlten wir statt der Variante
"Monatsrechnung" diejenige der Krtchen
aus. Man rubbelt den Code auf der gekauften Karte auf und gibt ihn dem
Telefon ein. Die Firma Personal
zeigt sich auch riesig spendabel und grosszgig: Beim Kauf einer 65'000-Guaranie-Karte
bekommt man ein Telefonguthaben von 90'000 Guaranies. Toll, so was! Nur:
der grosse "Bschiss" kommt
folgendermassen daher: Mit einer Karte von beispielsweise 35'000 Guaranies
kann man ein Gesprch im Wert von etwa 1'000 bis
5'000 Guaranies fhren, obwohl die Taxen
entsprechend gnstig versprochen wurden. So geht
der grosse "Klau". Zum Vergleich: Fr 30'000 Guaranies kann man in
einem Restaurant zu Mittag essen, inklusive Getrnke
und Nachtisch. Oder: 30'000 Guaranies entsprechen einem guten
Tagesverdienst eines Taglhners.
Wir
wollten uns nicht lnger beklauen lassen, und
luden auf das Natel zustzlich
das System von "TELE
2", einem neueren Anbieter, der die Kunden noch bei Laune
halten muss. Personal behielten wir, um Anrufe entgegen zu nehmen, da wir
deren Nummer berall verbreitet hatten.
Da
der Empfang bei TELE 2
aber oft zu wnschen brig
liess (besonders bei Sturm und Regen, wenn man gerade einen Notfall hat und
auf das Telefon angewiesen ist), entschieden wir uns, das drahtlose
israelische System "Hutchison",
das in Loma Plata von den Mennoniten installiert
und betreut wird, einrichten zu lassen. (Wir hatten die Anmeldung fr dieses System schon lange eingereicht, wurden aber
nicht bedient, da angeblich unser Antennenturm zu weit vom Haus weg stand.
Dem Internet zuliebe mussten wir den Turm sowieso nher
zum Haus zgeln, so dass dem Hutchison nichts mehr
im Wege stand.) Zum System Hutchison
gehrt eine Basisstation mit einem Nokia-Natel,
einem Tischtelefon und auf Wunsch einem drahtlosen Haustelefon.
Wenn
das Telefon lutet: welchen Hrer
nimmt man ab?
Weitere
Frage: Zum Hutchison gehrt eine Antenne und ein Kabel von zehn z e h n
Meter Lnge. Ohne merklichen Empfangsverlust darf
dieses Koaxialkabel nicht verlngert werden. Wenn
nun die Antenne auf acht Meter Hhe angebracht
wird, wie weit darf das Wohnzimmer, wo das Telefon steht, vom Masten entfernt sein?
Letzte
Frage: Sind drei Telefonsysteme zuviel fr einen Haushalt? Entscheidungshilfe: Bereits am
zweiten Tag war das Basissystem von Hutchison
kaputt. Bei Personal
war die Karte aufgebraucht und mit TELE
2 riefen wir um Hilfe. Ich finde: kein Telefon zuviel. Dabei muss man folgendes bercksichtigen.
Erstens: Paraguay hat das am schlechtesten funktionierende Telefonnetz von
ganz Sdamerika (das ist keine Behauptung von mir
- obwohl sie von mir stammen knnte - sondern einer
unparteiischen Jury), zweitens: in Paraguay funktioniert sowieso nichts
ohne ab und zu mal eine Panne zu haben.
|