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Lengua (Enlhet)

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Geschichte

Die Landstriche im mittleren Chaco, in deren Besitz die Mennoniten 1927 durch Kaufvertrge mit der "Corporacin Paraguaya" kamen, waren das Wohngebiet der Nordlengua. Mit ihnen hatte 1920 Fred Engen erste Kontakte geknpft, als er seine Expedition in dieses Gebiet unternahm. Die Lengua erwiesen sich als die "friedliebendsten aller Stmme im Chaco". Die Begegnung ging so reibungslos vor sich, dass sich die Einwanderer, des fr die Indianer so gravierenden Geschehens kaum bewusst wurden. Dies mag zum Teil auch an der relativ geringen Zahl der Indianer gelegen haben. Es waren etwa zehn Sippen von total 600 Eingeborenen, die im Gebiet der Kolonien Menno und Fernheim zu Hause waren. Kaum einem der Einwanderer mag es zum Bewusstsein gekommen sein, dass sie durch ihre Niederlassung im Chaco die eigentlichen Herren dieser unendlichen Gebiete verdrngten. Ab und zu weisen Vermerke im Mennoblatt darauf hin, dass die Indianer da sind. Beim Schlagen der Wege von Dorf zu Dorf lsst man sich von Indianern durch Busch und Gestrpp fhren, da diese mit dem Gebiet vertraut sind.

Aufsehen erregte der russische General Betaieff, der im Dienste des Kriegsministeriums in den Chaco gekommen war, um das Militr und die Indianer in freundschaftliche Beziehung zu bringen. Er versuchte auch, die verschiedenen Indianerstmme, die sich befehdeten, zu vereinen. Das galt besonders fr die Lengua und Chamacoco. Der biedere General war ein wahrer Freund der Wilden und schtzte ihre hohen Eigenschaften.

Im Chacokrieg kamen dann die Indianer, besonders die Lengua, wieder zwischen die Fronten. Von der paraguayischen wie auch von der bolivianischen Armee wurden die Indianer als Kundschafter, Fhrer usw. gebraucht und dann aber wieder wegen Spionageverdacht wie Freiwild verfolgt und gettet.

Nach dem Chacokrieg begann langsam der wirtschaftliche Fortschritt der Mennoniten-Kolonien. Es brauchte Arbeitskrfte, besonders bei der Ernte und da kamen die Indianer in die Nhe der Kolonien zu wohnen. Die Lengua, in deren Gebiet die Mennoniten einwanderten, sind der einzige Stamm im Chaco, der seinen Wohnsitz nach 1930 nicht verndert hat. Aus der Begegnung entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte ein friedliches Nebeneinander, das aber fr die Lenguakultur gewaltige Umwandlungen nach sich zog, andererseits aber keine wesentliche Migration zur Folge hatte.

(Quelle: u. a. "Die Mennoniten in Paraguay", Band 2 von Peter P. Klassen, "Ich sah der Lengua Htten" von Gerhard G. Giesbrecht)

 

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Lenguamdchen
(Foto: Indianermission im Chaco von Hans J. Wiens)

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Lebensgewohnheiten und Riten

Die Sippe

Ningmolhama ist das Wort fr Verwandte und umschliesst alle Angehrigen einer Sippe. Hier lebt man, feiert man Feste und jeder hat seinen Beruf.

Zu diesem Familienkreis gehren die Grosseltern und Eltern, die Geschwister der Eltern samt Kindern und Enkelkindern, Schwiegershne und Schwiegertchter, Nichten und Cousinen. Alle, diese leben zusammen.

Meist sind die Sippen zueinander freundlich und folgen gerne den Einladungen, wenn Feste gefeiert werden. Jede Sippe hat einen bestimmten Rufnamen, wie "die Freigiebige" oder "die Geizige".

Jede Familie hat noch eigene Gesetze, die erfllt werden mssen. Durch die Heirat kommt der junge Mann in die Familie seiner Frau. Fr ihn ist es usserst wichtig, sich willenlos in ihren sozialen Rahmen einzufgen. Hier ist seine Bereitschaft zur Integration usserst wichtig. Das Glck der jungen Ehe hngt auch heute davon ab, ob sich der junge Mann unterordnen kann.

Die Alten geben bei den Festen der Sippe den Ton an. Einige Mnner sitzen bei den Biertrgen, andere bettigen die Trommel, whrend die Frauen die Mnner mit gut gekochtem Fleisch bedienen.

Das Alter

In Ehren gehalten wurden die Alten nur so lange, wie sie berall mitmachen konnten. Reichten ihre Krfte fr die Jagd nicht mehr aus, liess man sie sterben. Sie blieben des fteren alleine und wurden nicht mehr gengend mit Wasser und Nahrung versorgt. Schlussendlich wurden sie von der Sippe ganz verstossen.

Die Geburt

Nach Auffassung der Lenguas hat das Neugeborene in den ersten 8 Tagen seines Lebens noch keine Seele. Die berzhligen Kinder wurden schon in den ersten Tagen nach der Geburt gettet. (Es kann sich noch keine Seele am Tter rchen.) Der umherziehende Jger und Sammler konnte nur soviel Hab und Gut besitzen, wie er tragen konnte. Dazu gehrten auch die Kinder. Die Lengua hatten daher kaum mehr als zwei Kinder, die brigen wurden kurz nach der Geburt gettet (meist mit Sand erstickt).

Der Prozess des Menschwerdens

Die bergnge vom Baby zum Mann oder Frau werden vom Indianer bewusst erlebt und mit Ritualen gefeiert.

  • 8 Tage alt: das Baby bekommt eine Seele

  • 8 Jahre alt: das Kind bekommt einen Namen

  • Knabe 13jhrig: vom Kaben zum jungen Mann

  • Jngling 18jhrig: Aufnahme in die Reihe der Mnner

  • Mdchen 15jhrig: das Mdchen wird heiratsfhig

Das Ohrenfest (8 Tage alt)

Das Baby wird am achten Tag beim Feiern des Ohrenfestes als Glied in der Sippe aufgenommen und darf von nun an von keinem mehr gettet werden. Es hat von nun an eine Seele, den Valhoc. Die Ohrlppchen werden vom Grossvater mit einem Kaktusdorn durchbohrt. Der Stachel bleibt dort, bis die kleine Wunde ausgeheilt ist.

Aus Respekt vor der Seele, dem Valhoc, welche das Baby jetzt hat, wird es mit grosser Ehrfurcht behandelt. In der Erziehung wendet die Mutter keine Gewalt noch krperliche Strafe an. Das "Innere", die Seele des Kindes darf in keiner weise beleidigt oder verletzt werden.

Das Namenbesttigungsfest (8 – 10 Jahre alt)

In die Ohrlppchen der Knaben wird ein zurechtgeschnitztes kleines Kltzchen geschoben. Bei diesem Fest soll der Name des Kindes besttigt werden. Bis jetzt wurde der Sohn nur Sepe – "Sohn" oder das Mdchen Sacoc genannt. Bei diesem Fest bekommt das Kind einen persnlichen, zu ihm passenden Namen. Weinte der Knabe oft, so erhlt er z. B. den Namen Sepe Apwinams – "weinender Knabe". Man achtet aber auch auf die Leistungen der 8 bis 10-jhrigen Kinder. Vielleicht hat das Mdchen schon den ersten Lendenschurz aus Rehleder hergestellt oder vielleicht hat der Knabe bestimmte Erfolge beim Jagen aufzuweisen. Alle freuen sich mit der Altersgruppe mit.

Die gefeierten Kinder setzen sich im Kreis auf den Boden. Mnner und Frauen tanzen in froher Stimmung um sie herum. Dieser Teil des Festes wird vom Huptling angefhrt. Weil es ein grosses Fest ist, werden auch andere Drfer eingeladen. Hierbei wird viel gegessen und getrunken. Man unterhlt sich darber, was wohl aus dem Knaben werden knnte, ob ein Huptling, Schamane oder erfolgreicher Jger.

Auch die Eltern ussern und hegen ihre geheimen Wnsche: "Die Eltern erwarten von ihren Kindern, dass sie spter in der Sippe etwas leisten knnen; dass ihre Kinder von der Sippe nicht etwa bescholten oder gar verachtet werden; sondern geachtet und auch gelobt. Sie mchten auch gerne, dass sich einer der Knaben heraushebt und eine Autoritt wird."

Das Bestimmungsfest (Knabe, 13 – 15 Jahre)

Dieses Puberttsfest wird durchgefhrt, um das Heranwachsen des Knaben zu feiern. Bis zu seinem 12. Lebensjahr steht der Knabe unter der Obhut der Mutter. Von diesem Fest an bernimmt der Vater oder ein Onkel die weitere Erziehung. Zusammen mit ihm darf er auf die Jagd gehen und erlernt alles, was ein Mann wissen muss, um spter seine Familie ernhren und beschtzen zu knnen.

Die Eltern achten darauf, dass bei diesem Fest die Huptlinge anderer Sippen zugegen sind. Die geladenen Huptlinge ermutigen die Knaben, grosse Mnner unter den Lenguas zu werden.

Beim Fest werden von den Jungen Wettkmpfe, wozu auch der Ringkampf und Wettlauf gehren, ausgetragen. Ihre Kraft, Geschicklichkeit und Schnelligkeit knnen sie unter Beweis stellen. Die Trommel –Vaynca – hrt man whrend der ganzen Festtage durch die Weiten des Chacobusches hallen. Den Abschluss bildet ein grosses Trink- und Essgelage.

Das Wiederbelebungsfest (Junge, 18 – 20 Jahre)

Mit diesem Fest wird das Erwachsenwerden und die Aufnahme als vollwertiges Glied in der Reihe der Mnner gefeiert. Zum ersten Mal darf er sich zu den anderen Mnnern an den Flaschenbaumtrog setzen und mit ihnen das Algorroboschotenbier trinken und aus der Pfeife rauchen.

Danach muss er einen Betubungsrank zu sich nehmen, der bewirkt, dass er schwach und ohnmchtig wird. Den Bewusstlosen tragen etliche Mnner zum Schamanen in die Htte. Dieser besingt ihn, bis der entflohene "Traum" wieder zu ihm zurckkehrt.

Grosse Freude bricht aus, wenn die Lenguas sehen, dass der Bewusstlose die Augen ffnet. Als der "Starke" wird er gepriesen, denn nach ihrer Auffassung stirbt der Knabe und aufersteht nun wieder, als Mann. Man nennt ihn: "Auferstanden ist einer noch ohne Frau" – Aplhaticjac mocjam lhama mepqui apnatamcaa.

Sollte eine "auferstandene" Jungfrau die Heirat mit dem jungen Mann begehren, so werden die Heiratsmnner darber informiert und schon wird der Akt des Zusammenfhrens auf dem Tanzplatz ffentlich vollzogen. Eine spezielle Hochzeitsfeier kannten die Lengua-Indianer nicht.

Das Jungfrauenfest (Mdchen, 15 Jahre alt)

Dieses Fest gehrt zu den wichtigsten Festen der Lenguas, es stellt den Abschluss der Kindheit fr das Mdchen dar. Es wird mit etwa 13 bis 15 Jahren als heiratsreif erklrt.

Das Mdchen hat von seiner Mutter bis zu diesem Zeitpunkt alles gelernt, was eine Lenguafrau wissen muss. Wenn sie heiratet, wird sie weiter in Mutters Haus bleiben.

Lufer, mit Schellen an den Hften, laufen von Dorf zu Dorf und rufen Yanmana! – "Jungfrauenfest", um die Leute einzuladen. Die Dauer des Festes wird vom Lebensmittelvorrat bestimmt, dauert aber meist 8 Tage, an denen man isst, trinkt und tanzt.

Am letzten Abend wird das Mdchen besonders gefeiert. Als "Spinnenteufel" verkleidete Mnner holen das Mdchen in der Htte der Mutter ab, schleppen es auf den Tanzplatz. Sich abwechselnd tanzen, zerren und schleppen sie das Mdchen so lange herum, bis es bewusstlos liegen bleibt. Dann wird es mit kaltem Wasser begossen, ein Mdchen stirbt und eine Jungfrau aufersteht. (Manche Mdchen sind bei dieser Zeremonie schon gestorben.)

Das Fest ist fr den Lengua deshalb so wichtig, weil er weiss, dass wenn ein Mdchen die Strapazen auf dem Tanzplatz mit den Spinnenteufeln besteht und dort nicht stirbt, eine starke und tchtige Frau werden kann, um als Enlhit – "Lengua" bestehen zu knnen.

Am frhen Morgen des nchsten Tages geht jeder mit seiner Familie wieder nach Hause. Der Mann erhlt wieder seinen Pfeil und Bogen. Als Beschtzer seiner Familie geht er vornan und die Frau, schwerbeladen, stapft hinterher.

Das Heiraten

Heiraten ist so etwas wie ein Nebenprodukt des Jungfrauenfestes. Oft kommt es vor, dass das Lenguamdchen beim Jungfrauenfest heiraten will. Der Auserwhlte weiss vielleicht noch nichts von seinen Glck. Wenn die Frauen aber vom Wunsch des Mdchens erfahren, so werden schnellstens die Heiratsvter benachrichtigt, denn warten kann ein Lengua nicht. "Sie will heiraten" ist die begeisterte Nachricht.

Das verliebte Mdchen wird von den Heiratsvtern sofort ergriffen und auf den Tanzplatz getragen. Dasselbe passiert auch mit ihrem Auserwhlten. Noch nie hat der junge Lengua so ffentlich ganz nahe bei einem Mdchen gesessen. Die Heiratsmnner ermahnen ihn: "Schme dich dieses Mdchens nicht, sie liebt dich, und lass dich heiraten!"

Die beiden mssen noch warten, bis auch ihre Vter von der bevorstehenden Heirat informiert sind. Vielleicht haben sie einen Einwand. Aber eigentlich liegt die Partnerwahl im Bereich der Tochter und der Mutter.

Der Vater des jungen Mannes macht jetzt aber eine Szene: Er holt sein Beil springt schreiend unter die Menge: "Wer hat diese beiden verheiratet?" Die Heiratsmnner lachen ihn nur aus und entreissen ihm sein Beil und rufen: "Er muss heiraten, er ist erwachsen, er muss eine Frau haben!" Der Vater beginnt zu weinen und endlich gibt er eine Antwort: "Soll er das Mdchen haben. Ich bin nicht mehr dagegen. Ich war nur so erschrocken, dass mein Sohn heiraten sollte. Ich habe ja nichts davon gewusst."

Der Neuvermhlte muss nun noch seine Tchtigkeit als Lufer unter Beweis stellen. Die Mnner wollen mit ihm um die Wette laufen. Ruhig lsst der Neuvermhlte die Mnner davonziehen. Als Letzter luft er los, nimmt eine Abkrzung und kommt wieder als Erster auf den Tanzplatz. Als tchtiger Schwiegersohn wird er von den Frauen gepriesen.

Dann zieht er in das Haus seiner Schwiegereltern, wo er sich in deren Sippensystem fgen muss.

(Quelle: "Ich sah der Lengua Htten" von Gerd G. Giesbrecht)

 

Inhalt

  • Die Sippe
  • Das Alter
  • Die Geburt
  • Der Prozess des Menschwerdens:
  • Ohrenfest
  • Namenfest
  • Bestimmungsfest
  • Wiederbelebungsfest
  • Jungfrauenfest
  • Das Heiraten

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Die Vorstellung vom Leben

Name: Enlhit (oder Enlhet)

Die Lengua selber nennen sich selber Enlhit – Menschen. Die Weissen nennen sie Lenkos.

Die Mennoniten charakterisieren den Lengua so: Er scheint viel Zeit zu haben, kennen aber kein Wort fr "Zeit". Der Lengua findet es als belastend, wenn er auf seine frhere uneingeschrnkte Freiheit verzichten muss. Nichts treibt ihn, ausser ein Traum beunruhigt ihn oder der pltzliche Tod eines Freundes reisst ihn aus der Ruhe oder jemand beleidigt ihn. Der Lengua geht den Problemen aus dem Weg.

Die Struktur des "Innern"

Der Lengua unterscheidet im "Innern" seines Krpers drei Seelen. Die vierte Seele, die "Totenseele" – Jangaoc, - tritt erst im Sterben in Funktion.

  • Der Valhoc – "Inneres" genannt, ist der Sitz der Gefhle.

  • Der Neic – "Brust" genannt, stellt das Gemts- und Gewissensleben dar.

  • Der Vanmoncama – "Traum"-Seele genannt

Der Valhoc ist der Sitz der Gefhle und befindet sich in der Bauchgegend, beim Brustbein. Hier ist der Ort, wo die Freude, der Zorn und die Angst ihren Sitz haben. Der Lengua zeigt auch dann auf die Stelle der Bauchhhle, wenn er von seinen Gedanken spricht, oder wenn er seine berlegungen, Erinnerungen, Absichten und Willensusserungen an den Tag bringt. Fr alles was der Lengua fhlt und tut, macht er seinen Valhoc verantwortlich. Er selbst kann nicht verantwortlich gemacht werden, weil er lediglich seinem Valhoc Gehorsam geleistet hat; der Lengua ist niemals an etwas schuldig.

Der Lengua betont, das eine Person ein stabiles Inneres haben muss. Er wird nicht sprechen oder handeln, wenn sein Inneres unruhig ist. Er zeigt auch grossen Respekt vor dem Inneren des Nchsten. Er wird nichts sagen, was das Innere des Nchsten beunruhigen oder verletzen knnte. Wenn ein Lengua kommt und etwas erzhlen will, das ihn beunruhigt, so wird er erst einmal lange, lange warten. Sollte er jemanden kritisieren, so wird er diesen nur ignorieren, eine Kritik direkt anbringen, wird er nicht. Ein Kind wird er nicht schlagen oder schelten, aus Achtung vor seinem Valhoc. Wird ein Lengua ertappt, so wird er fliehen, er will sich einer Kritik nicht stellen. Wird er blossgestellt oder beleidigt, so ist dies das Schlimmste fr einen Lengua.

Der Neic, das Gemt sitzt in der Brust. Der Lengua betont, dass eine erwachsene ideale Person sich nie beunruhigt. Der Lengua ist froh, wenn er sagen kann, dass er sich stark fhlt. Damit meint er, er sei gesund. Er sagt dann: "Meine Brust ist stark." So kann der schlechte Geist der Fledermaus oder Tigergeist sich nicht an seiner Leber festbeissen.

Der Vanmoncama ist die Seele, die im Schlaf auf Reisen geht. Alles was diese Seele whrend des Traumes erlebt hat, ist fr den Lengua Wirklichkeit. Whrend dieser Zeitspanne ist dieser Teil im Innern des Menschen leer. Diesen Moment benutzt der Zauberer oder Schamane und sendet einen Geist (Suggestion) in den Krper, macht ihn krank oder stiehlt den Traum. Im letzteren Fall stirbt die Person ganz sicher.

Der Lengua kennt eigentlich nur bse Geister und frchtet sich vor diesen sehr. Wurde ein Lengua frher von einem bsen Geist im Traum oder Wachsein verfolgt, so konnte er nur entfliehen, indem er seine Htte anzndete und den Ort verliess. Starb ein Familienmitglied, so machte er es genauso, um vom Totengeist des Verstorbenen nicht gefunden zu werden.

Lengua-Indianer beobachten die Mennoniten

Es durfte nicht anders sein, als dass die ganze Sippe an einem Ort zusammen wohnte. So forderte es ihre Kultur und Tradition, nur das konnte fr alle andern auch richtig sein.

Die Lengua beobachteten die Mennoniten und ihre Kinder. Sie sahen, dass sich diese am Tage mit einer erwachsenen Person versammelten, meist im Schatten eines Baumes oder Schilfdaches und sangen. So etwas! Sie sassen, wenn sie sangen und das noch whrend des Tages!

Die Lenguas dachten an sich. Sie sangen auch, aber nur die Erwachsenen und die Jugendlichen. Das machten sie aber nur abends, weil es dann ringsum finster war. Es kam ihnen doch recht berflssig vor, tags zu singen, wenn es ganz hell war, denn am hellen Tag wagte sich keiner der bsen Geister in ihre Nhe. Die Schamanen der Lengua-Indianer kanten die bsen Geister alle beim Namen Sie wussten um den Yawey, den grssten dieser bsen Geister. Alle bsen Geister wagten sich nicht ins helle Licht. Sie mussten sich mit Recht fragen, ob diese Lenkos, so nannten sie die Mennoniten, noch andere Geister frchteten als sie selber, weil sie tags sangen.

Dann erschien es den Lenguas recht merkwrdig, dass die Kinder der Mennoniten arbeiten mussten. Sie hatten ja noch nicht einmal alle Stufen des Menschwerdens durchlebt.

Hinzu kam noch, dass die Eltern das Innere, den Valhoc des Kindes durch laute Worte oder Krperstrafe verletzten. Schon lngst wre ein beleidigter Lengua von seiner Sippe weggegangen. Ob die Lenkos vielleicht keinen Valhoc htten, wie sie selbst diesen so feinfhlig verspren?

Und worin sie ihre Nachbarn noch so anders fanden, war die Arbeitsverteilung und die Arbeitslust, die tglich neu zu sehen war. Die Lenguas sahen, dass die ganze Familie im Garten, Haus und Hof ttig war. Diese Arbeitslust fanden sie recht interessant, denn sie arbeiteten auch dann, wenn bei ihnen kein Fest in Aussicht war. So konnten sie es auch nicht verstehen, dass, obwohl das Feld voller Wassermelonen und Krbisse lag, noch kein Fest gefeiert wurde. Bei ihnen wrde alles bei Festgelagen verzehrt und ausgetrunken werden.

Und anstatt, dass die Frau eines Mennoniten das Wasser herbeiholte, fuhr der Mann zum Brunnen, um von dort aus der Lagune Wasser zu bringen. Auch war es der Mann, der die Frchte vom Felde nach Hause brachte. Beim Aufbau der Huser halfen sowohl die Mnner als auch die Frauen und Kinder, alle waren sie beschftigt.

Feste wurden auch bei den Mennoniten gefeiert. Dieses sollten die Lengua- Indianer als geladene Gste miterleben. Es war das erste Weihnachtsfest in Fernheim, das der Lengua Sepe Lhama als sehr aufregend empfand und hier berichtet:

"Wir wohnten in der Nhe des Mennonitendorfes Topacamyip – Gnadenheim genannt. Wir folgten der Einladung und setzten uns zu den Mennoniten, wo sie sassen und sangen. Ganz vorne sassen die Kinder und sprachen zueinander. Pltzlich kam eine weisse Gestalt auf die Kinder zu. Dass es Geister gibt, daran war fr uns kein Zweifel, aber so in deren ganzen Grsse hatten wir sie noch niemals gesehen. Vielleicht war es der Geist eines verstorbenen Apyojolhama, einem ganz bsen Zauberer. – Ich wusste, wo die Tr fr mich in diesem Moment war. Wir waren ganz steif vor Angst, denn der Geist bewegte sich ganz in der Nhe der Kinder und verschwand dann wieder, ohne irgendjemandem etwas Bses anzutun.

An diesem Fest wurden auch Geschenke verteilt. Wir erhielten Klopse und Zwieback. Wir kannten dieses Essen damals noch nicht. Mein Vater, Mauntla genannt, war unser Sippenltester. Er nahm die Klopse und roch Zwiebeln darin. Er glaubte, etwas Giftiges entdeckt zu haben. "Nicht essen", sagte mein Vater. "Werft es weg, es ist vergiftet, diese Lenkos wollen uns vergiften". Gehorsam warfen wir alle geschenkten Klopse weg. Dann roch er am Zwieback und befahl, auch diese wegzuwerfen. "Diese sind vergiftet", sagte mein Vater wieder zu uns. Wir warfen auch die Zwieback weg. Misstrauen diesen Lenkos gegenber fllte unser Inneres an jenem ersten Weihnachtsabend, den wir miterleben durften. Spter haben wir und mein Vater die Klopse und die Zwieback der Mennoniten sehr gerne gegessen."

So begegneten sich die verschiedenen Kulturen. Es war nun einmal so, die Mennoniten sangen ohne zu tanzen, hatten Wassermelonen ohne zu feiern und blieben im Gran Chaco, auch wenn die Sippe nicht in einem Dorfe zusammen wohnten.

(Quelle: "Ich sah der Lengua Htten" von Gerd G. Giesbrecht)

 

Inhalt

  • Name des Stammes
  • Das Innere:
  • Sitz der Gefhle
  • Gemr und Gewissen
  • Seele
  • Geister
  • Die Weissen

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Mythologie

Nun zur Mythologie der Lenguas, zur Entstehungsgeschichte.
Wie bei den meisten Naturvlkern beginnt die Schpfung mit der Erschaffung von Mensch und Tier. Eine physische Welt wird vorausgesetzt.

Der Mythos von der Entstehung der Menschen

Der Schpfer, in Gestalt eines Kfers, entsandte aus seinem Ort eine "Starke Rasse". Anfnglich hatte die Starke Rasse einen Krper und regierte fr eine Zeit diese Erde. Nachdem er diese mchtigen Wesen geschaffen hatte, warf der Kfer mehr Erde aus seinem Loch. Aus dieser Erde formte er den Menschen, ein fest zusammengewachsenes Paar. In dieser Art und Weise entliess der Schpfe das Paar und sandte es auf die Erde.

Es dauerte nicht lange, bis die Menschen von einem mchtigen Wesen verfolgt wurden. Sie wandten sich in ihrer Not zu ihrem Schpfer und teilten ihm ihre unangenehme Situation mit, nmlich die, dass sie sich nicht verteidigen konnten. Der Schpfer befreite die beiden voneinander und befahl, dass sie sich auf Erden vermehren sollten.

Die zuerst geschaffene Starke Rasse verlor zu jener Zeit ihren Krper und hat sich dem Menschen nicht mehr in einem Krper gezeigt. Seither stehen sich die "Starke Rasse als Geist" und der "Mensch" immer in einer feindlichen Haltung gegenber.
Der Schpfer zog sich nach Beendigung der Schpfung zurck und berliess die Erde dem Menschen und dem mchtigen Wesen, den bsen Geistern.

Diese Geschichte dokumentiert die Angst der Lenguas vor den bsen Geistern. Ein permanenter Schpfer existiert fr sie nicht. Die Schamanen sind in der Lage, mit den Geistern umzugehen und sie zu beeinflussen.

Der Mythos von Himmel und Erde

Nachdem der Mensch von der Starken Rasse, dem "Mchtigen Wesen" verfolgt und gengstigt wurde, sann er darber nach, wo es wohl besser wre als hier auf dieser Erde. Oft waren die Menschen ohne Essen. Sie dachten, ob in der oberen Welt nicht leichter und besser zu jagen sei.

Ein Indianer schoss einen Pfeil nach oben, der dort stecken blieb. Er band einen Strick daran und versuchte hinaufzuklettern. Sofort kamen zwei Brder, zuerst kletterte der eine an dem Strick hoch, und dann versuchte es auch der zweite. Die Mutter kam angelaufen und packte den zweiten Sohn am Bein und wollte ihn hinunterziehen. Sie riss ihm das Bein mit einem Zuge aus seinem Leib. "Mutter", sagte der Sohn, "du kannst das Bein im Garten pflanzen." rgerlich ging sie in den Garten und pflanzte das Bein in die Erde. Es verwandelte sich in eine Mandiokastaude und seitdem essen die Lengua die Mandiokaknolle.

Auch andere Mnner kletterten in die obere Welt. Nachdem sie viel Honig gefunden hatten und auch sehr viele Tiere, kamen sie wieder auf die Erde zurck. Whrend sie einen langen Strick auf Erden anfertigten und diesen oben anbanden, kletterten immer mehr Mnner nach oben. Ein Papagei kam whrenddessen geflogen, setzte sich an den Strick und zerknabberte diesen, so dass die Mnner wieder auf die Erde zurckfielen. Auch fielen damals viele Tiere aus der oberen Welt auf die Erde, wobei sie sehr verstmmelt wurden. Das Schwein fiel auf seine Nase und hat seither eine platte, unfrmige Nase. Die Schildkrte fiel auf den Bauch, weshalb ihr Panzer unten flach ist. Und das Reh sank mit seinen Beinen bis zum Leib in die Erde ein und hat seither solch dnne Beine.

Dann fand man einen Baum, der ganz hoch wuchs, so dass seine Spitze bis in die Wolken reichte. Wieder kletterten die Mnner hoch. Unten am Baum zndete ein Fuchs ein Feuer an. Der Baum strzte um, und alle Mnner fielen auf die Erde.

Niemand ist nachher wieder in die obere Welt geklettert, sie machten Schluss damit, an jene zu denken.

Im Weltbegriff wird der Himmel als Wohnort fr die guten Menschen bezeichnet, und dass es dort sehr viel Gutes zu essen gibt. Die Erde dagegen wird als Wohnort gengstigter Menschen dargestellt.

Die Vorstellung der Indianer ist nun die: Es war einmal ein Schpfer, der alles plante und auch schuf, dann aber nicht mehr an der Fhrung des Universums teilnahm und daher keinen bestrafe noch belohne. Da der Schpfer kein Interesse am Ergehen des Menschen zeigt, erweist dieser ihm auch keine Anbetung. Wichtig fr den Lengua sind die Familie, die Sippe, die Schamanen und der Huptling.

(Quelle: "Ich sah der Lengua Htten" von Gerd G. Giesbrecht)

 

Inhalt

  • Entstehung der Menschen
  • Himmel und Erde

 

 

 

 

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(Zeichnung: Elsbeth Zoller)

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